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Persönlichkeitstypen kommen in unzähligen Ausprägungen daher. Manche Menschen sind in Gesellschaft laut, kontaktfreudig und selbstsicher. Andere gehen es lieber ruhiger, zurückhaltender an und sind gerne allein. Schnell entsteht daraus die Annahme, dass stille Menschen introvertiert sind und laute extrovertiert. Doch das ist zu kurz gedacht.
Wie schon Carl Jung sagte: „Einen rein Introvertierten oder rein Extravertierten gibt es nicht. So jemand wäre im Irrenhaus.“ Demzufolge steckt in jedem von uns eine introvertierte und eine extrovertierte Seite. Manche Menschen leben gewisse Charakterzüge einfach mehr aus, als andere. Und natürlich gibt es dabei kein „Gut“ oder „Schlecht“.
Egal, ob Sie nun ein schüchterner, zurückhaltender Mensch sind oder eher kontaktfreudig, selbstsicher und sozial, wird Ihnen eine oberflächliche Beschreibung der Persönlichkeitstypen vermutlich nicht ganz gerecht. Trotzdem kann man dem zentralen Aspekt Ihres Wesens mit einer gezielten Frage auf den Grund gehen: Wie laden Sie Ihre Batterien wieder auf – alleine oder in Gesellschaft?
Menschen sind komplex. Man kann introvertiert sein, obwohl man nicht schüchtern ist, so wie einer der reichsten Männer der Welt, Bill Gates. Gleichzeitig gibt es aber auch Fälle, bei denen Extrovertierte schüchtern sind, wie die Schauspielerin und Sängerin Barbra Streisand beweist.
Introvertierte Menschen nutzen das Alleinsein zum Auftanken. Das gilt übrigens auch für den Arbeitsplatz, wo sie in einem eigenen Zimmer vermutlich besser aufgehoben sind. Die dort gewonnenen Überlegungen und Erkenntnisse präsentieren sie dann, wenn die Zeit reif ist. Susan Cain stellt in ihrem Buch „Still: Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt“ fest, dass extrovertierte Menschen grundsätzlich bevorzugt werden – mit nachteiligen Folgen nicht nur auf Geschäftsebene, sondern auch im globalen Rahmen.
Denken wir einfach mal zwanzig Jahre zurück: Kinder saßen still an ihren Tischen und widmeten sich eigenständig ihren Aufgaben; selbst am Arbeitsplatz gab es noch abgetrennte Nischen. Das hat sich im Lauf der Jahre grundsätzlich gewandelt. Als Konsequenz der Bevorzugung der Extrovertiertheit arbeiten Kinder nun in Gruppen und sind dabei gezwungen, einander ins Gesicht zu sehen, während aus Büros weitläufige Großraumbüros geworden sind – permanente Geräuschkulisse inklusive.
Unternehmen wie Google zählten zu den Pionieren in Sachen Großraumbüros. Gleichzeitig versuchen sie mit flexiblen Arbeitsplatzmodellen auf die unterschiedlichen Arbeitnehmertypen einzugehen. Eine Arbeitsplatzkultur, die sich auf das Wohlergehen und die Zufriedenheit der Mitarbeiter konzentriert und deren bevorzugte Arbeitsweise berücksichtigt, erweist sich oft als die beste Herangehensweise. Introvertierten Menschen liegt das ständige Bedürfnis nach kollektivem Brainstorming und Gruppenbesprechungen nämlich überhaupt nicht. Das kann sich auf lange Sicht sogar negativ auf den Unternehmenserfolg auswirken. Ein introvertierter Mensch kann unter solchen Bedingungen – obwohl sie unter gewissen Umständen nützlich sind – einfach nicht gut arbeiten.
Verglichen damit blühen extrovertierte Menschen in Gemeinschaftsbüros mit täglichen Meetings und offenen Türen förmlich auf. Das Großraumkonzept ist wie für sie gemacht, weil sie sich gern einbringen und gehört werden wollen. Teambildungsmaßnahmen, Firmenfeiern und Gruppenmeetings wirken motivierend auf Extrovertierte und sichern ihr Engagement.
Unternehmen können davon nur profitieren, wenn sie beide Persönlichkeitstypen unterstützen und sicherstellen, dass sich Mitarbeiter beider Couleurs wohlfühlen. Während sich die Extrovertierten um die Kundenakquise kümmern und in ihrem Umfeld die Begeisterung schüren, sind es die Introvertierten, die das Unternehmen mit ihren Erkenntnissen und ihrem Expertenwissen voranbringen. Genauso lief es bei Steve Wozniak und Steve Jobs.
Klar hat man es als Introvertierter in einer extrovertierten Welt schwer. Damit es trotzdem vorangeht, sollten Introvertierte von ihrem Unternehmen einfordern, was sie für eine optimale Arbeitsatmosphäre brauchen. Keiner der beiden Persönlichkeitstypen lässt sich gerne verbiegen. Deshalb müssen die Unternehmen selbst herausfinden, wie sie sich den unterschiedlichen Arbeitsweisen gerecht werden können. Schließlich ist jeder von uns anders. Und genau diese Unterschiede machen Erfolge letztendlich aus.
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